Forschungsstation Wolfswinkel (14.03.2010)

Die Gesellschaft für Haustierforschung (GfH) e.V. wurde unter anderem vom Nobelpreisträger Konrad Lorenz und auch Eberhard Trumler 1969 gegründet. 1979 baute Trumler die Haustierbiologische Station Wolfswinkel, die nach seinem Tod in "Eberhard Trumler Station" umbenannt wurde. In Wolfswinkel leben in verschiedenen Gehegen Hundefamilien, deren Urahnen entweder aus verschiedenen Teilen der Welt stammen, oder die durch Kreuzungen von Rassen (teilweise mit Wolf) entstanden sind. Ziel dieser Station ist ist die Erforschung des Sozialverhaltens von Hunden, besonders ihre Entwicklung in den frühen Jugendphasen.

Na, wenn DAS nicht ein Projekt ist, das sich Hundehalter angucken sollten, dachten sich die RheinRuhrSetter und trafen sich Mitte März 2010 für dieses Vorhaben im Siegerland. Um unsere Hunde vor der Führung durch die Station - in die sie sicherheitshalber nicht mitdurften - ein bisschen zu bewegen, machten wir rund um das Siegerland Hotel einen Spaziergang mit den Doggies.

Mit dabei war erfreulicherweise auch der "Prockl Clan"!

Die Black Fellows Damen Honeybee und Fiftieth wurden unterstützt von Honeybees Tochter "Imogen", genannt "Lady", aus dem I-Wurf. Gemeinsam mit Connor, Finley und Bibo machten die Setter den Wald unsicher.


Nach dem Spaziergang kehrten wir in das Siegerland Hotel, wo wir uns gemeinsam stärkten und natürlich ausgiebig quatschten ;o)


Anschließend brachen wir auf zu Forschungsstation Station Wolfswinkel. Wir waren neugierig auf diese "ursprünglicheren" und auch "wilderen?" Hunde als unsere Setter. Unsere Hunde blieben brav im Auto, während wir mit Entzücken feststellen durften, dass die Witwe von Eberhard Trumler uns persönlich durch ihre Forschungsstation führen würde. Dass uns neben Frau Trumler auch Esel auf dem Grundstück begrüßen würden ... damit hatten wir nicht gerechnet :o)

Nachdem wir sie ausgiebig gestreichelt hatten, "knusperten" sie ein bisschen an Uwe Finger ... AUA!

Unser Rundgang begann bei den Schabrakenschakalen. Ein Jungtier war vor Kurzem aufgenommen worden und lebte sich gerade erst ein. Wir erfuhren, dass Frau Erika Trumler die Forschungsarbeit ihres Mannes fortführte. Damit verbunden waren z.B. ganze Nächte in bzw. vor den Lagern der Tiere, um das Verhalten bei Nacht oder die Geburt von Jungtieren zu beobachten und auch zu filmen.

Weiter ging es zu den Australischen Bergdingos. Lustigerweise hatten die Tiere Namen wie "Ute" und "Christian" :o) Wir waren nicht sicher, ob das Betreten der Gehege so eine gute Idee war. Aber Frau Trumler versicherte uns, dass es, solang man ihre Hinweise beachtet, das Ganze ungefährlich sei, da es sich hierbei weitgehend um Handaufzuchten handelte, die von Beginn an gut sozialisiert und an den Menschen gewöhnt worden waren. Also trauten sich einige von uns. Und Christoph und ich machten die Erfahrung, so ein Dingo konnte auch ganz schön kuschelig sein :o)


Wir konnten uns von diesen beeindruckenden, kuscheligen und äußerst schönen Wildhunden kaum trennen, gingen dann jedoch weiter zu den Australischen Steppendingos.

Dieser waren etwas kleiner und schmaler als ihre Verwandten aus den Bergen. "Ich wusste gar nicht, dass es zwei verschiedene Dingoarten gibt", sagte ich erstaunt, worauf Frau Trumler mich leicht entrüstet korrigierte "Es gibt doch nicht nur zwei Dingoarten, sondern mehr. Da sind z.B. die Neuguinea-Dingos, die wir hier jedoch nicht haben ..."
Ähäm, wir alle machten wohl spätestens hier die Erfahrung, dass wir von den Ahnen unserer Haushunde ganz schön wenig wissen.

Von den Marderhunden lebte leider nur noch ein Expemplar. Da es sich in seinem Bau versteckt hielt, konnten wir es weder beobachten noch fotografieren. Über die matschigen und rutschigen Wege "glitten" und "eierten" wir weiter zu den saudi-arabisch-äthiopischen Hunden. Frau Trumler erklärte uns, dass diese Hunde von den Menschen seit Jahrhunderten weder gewünscht noch geduldet wurden. In ihren Ursprungsländern wurden die Vierbeiner selbst von Abfällen und Essenresten des Menschen, an die sich die Hunde an den Stadträndern herantrauten, mit Steinen und lautem Geschrei vertrieben, woraus sich das heutige Verhalten dieser Hunde begründet.

Diese Hunde sind extrem scheu und nicht ganz ungefährlich, sobald man ihnen den Rücken zudreht. Während Frau Trumler erklärte, fotografierte ich die Hunde und ging dabei immer weiter ins Gehege. Die beiden Rüden der Gruppe wichen trotz eines sehr großen Abstands immer weiter nach hinten aus, blieben aber dann in entsprechender Entfernung aufmerksam sitzen.


Nur die Hündin, das rangniedrigste Tier, kam zögerlich heran und nahm auch Leckerchen an. Sie hatte als Mitglied des Rudels mit niedrigem Status die Aufgabe des Spähers und Kundschafters. Dass sie nun Leckerchen erhielt, konnte jedoch zu Problemen zwischen den drei Tieren führen, da diese Bevorzugung ihr als Nr. 3 im Team eigentlich nicht zustand.

Nachdem man mir das erklärt hatte, hörte ich damit natürlich direkt auf. Die Hunde hatten außerdem auch noch andere "Leckerchen" in ihrem Gehege.


Als ich mich jedoch umdrehte, um zur Gruppe zurück zu gehen, kamen die Hunde wieder schnell näher als wollten sie sagen "Jetzt aber raus aus unserem Revier!"

Mit etwas mulmigem Gefühl verließen wir wieder das Gehege. Aber Frau Trumler hatte ihre Schützlinge im Griff. Eigentlich brauchte man sich keine Sorgen zu machen. Neugierig gingen wir zum nächsten Hundegehege, zu den türkisch-iranischen Straßenhunden. Diese Hunde sind im Aussehen zum Teil recht unterschiedlich. Einige ähnelten zum Teil Hirtenhunden wie den Kangals ,...

andere erinnerten eher an Hovawarts oder Leonberger. Interessant: 42 Hunde lebten hier auf relativ wenig Raum friedlich miteinander. Raufereien waren zwar auch an der Tagesordnung, aber nie mit ernsthaftem Ausgang, trotz der hohen Anzahl. Frau Trumler wies den Personen, die in dieses Gehege gehen wollten, einen festen Platz zu.

Elke war unter anderem draußen geblieben. Sicher ist sicher.

Spannend: Frau Trumler musste genau darauf achten, welchen Hund sie beim Betreten des Geheges zuerst begrüßte. Die Reihenfolge der Begrüßung entsprach der Rangfolge im Rudel. Es gibt Studien, die belegen, dass bei Tieren einer Art (z.B. Nerzen) die zahmeren Tiere aus Handaufzuchten usw. im Laufe der Generationen immer helleres Fell zeigen als die wilderen Verwandten. Interessanterweise war der Alpha-Rüde hier im Rudel mit Abstand der Dunkelste!


Dann war die Führung leider zu Ende. Zwei Stunden waren mit spannenden Geschichten und interessanten Beobachtungen inmitten von Hunden, die uns teilweise gar nicht und manches Mal sehr an unsere Hunde erinnerten, wie im Flug vergangen. Die Führung war offiziell gratis. Aber wir ließen natürlich eine großzügige Spende für die Forschungsstation da. Und manch einer war sich bereits sicher, dass dies nicht der letzte Besuch der Eberhard Trumler Station gewesen sein sollte.

Danach kehrten wir beim "Prockl Clan" ein. Die Black Fellows hatten die RheinRuhrSetter netterweise eingeladen. Der große Garten war zum Toben wie geschaffen, nur das Wetter spielte nicht mit. Die einzige, die das nicht zu stören schien war Honeybee, die vergeblich versuchte, die anderen Hunde zum Spielen im Garten zu bewegen. Klappte nicht ;o)

Und so saßen wir Menschen und lagen die Hunde in urgemütlicher Atmosphäre rund um den Wohnzimmertisch und genossen Monikas Schmandtorte - EXTREM LECKER!!!


Liebe Prockls, vielen Dank für eure Einladung und die herzliche und gastfreundliche Atmosphäre. Dieser Tag wird uns sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.